Moot-Tradition in Düsseldorf

Es gab eine Zeit, da waren Moot Courts in Düsseldorf reserviert für das Gebiet des Völkerrechts mit dem Phillip C. Jessup und dem Telders International Law Moot Court. Willem C. Vis: Dieser Name sorgte in der Düsseldorfer Moot Court Gemeinde damals lediglich für Achselzucken oder Stirnrunzeln.

Dabei hatte sich dieser neue Wettbewerb Anfang der 90er Jahre zunächst recht unbemerkt mit elf teilnehmenden Universitäten aufgemacht, Jahr für Jahr immer mehr Studierende aus aller Welt in seinen Bann zu ziehen und alljährlich im frühlingshaften Wien seinen Abschluss in einer großen Finalrunde zu finden.

Der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court, 1993 begründet von Eric E. Bergsten und mit großer Unterstützung von UNCITRAL gefördert, setzte sich zum Ziel, die stark öffentlich-rechtliche Prägung der internationalen Moot Wettbewerbe zu durchbrechen und stattdessen mit dem UN-Kaufrecht und dem internationalen Schiedsverfahrensrecht einen stärker zivil- beziehungsweise wirtschaftsrechtlich orientierten Kurs einzuschlagen.

Dass dieser im Gründungsjahr unserer Fakultät erstmalig ausgetragene Wettbewerb über kurz oder lang auch seinen Weg nach Düsseldorf finden würde, war klar. Dies dachte sich schließlich im Jahr 2005 auch eine Gruppe von sechs Düsseldorfer Studenten, die in Professor Siegfried Elsing aus der Düsseldofer Praxis schnell eine Größe auf dem Gebiet der Schiedsgerichtsbarkeit als begeisterten Unterstützer fanden. Für Rückendeckung seitens der Fakultät konnte Professor Ulrich Noack gewonnen werden, sodass einer ersten Teilnahme Düsseldorfs am Vis, wie er schnell nur noch hieß, nichts mehr im Wege stand. Gemeinsam mit über 150 Teams aus der ganzen Welt feierte die „University of Düsseldorf“ damit im Frühjahr 2006 erfolgreich Premiere in Wien.

Dass dies nicht die einzige Teilnahme Düsseldorfs sein sollte, war schnell ausgemacht. Entsprechend machte sich auch im folgenden Jahr ein Team aus acht Studenten auf, um sich mit Studierenden anderer Universitäten vor „honorable tribunals“ über Fragen von Schadensersatz und zuständigen Schiedsgerichten zu streiten. Dazu fiel ins das Jahr 2007 auch die erste Teilnahme am Willem C. Vis East in Hong Kong, der asiatischen Schwester des Wettbewerbs in Wien.

Seit dem nimmt Düsseldorf ununterbrochen erfolgreich am Vis teil und konnte in den letzten Jahren zahlreichen „Honorable Mentions“ sowohl für die Plädoyers der einzelnen Teilnehmer als auch für exzellente Schriftsätze gewinnen. Zahlreiche Teams schafften es bei mittlerweile über 300 teilnehmenden Teams in Wien in die begehrte Round of 64. Im Jahr 2013 kämpften sich die Düsseldorfer bis in die Round of 16 vor und belegten damit einen geteilten 9. Platz. Zuvor kam das Team des Jahres 2010 sogar auf einen herausragenden 5. Platz in der Round of 8.

Doch nicht nur das Abschneiden in Wien, sondern auch das Umfeld in Düsseldorf hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung in Sachen Vis-Moot-Court-Begeisterung erlebt: Standen den Pionieren 2006 eine Handvoll Kanzleien in Düsseldorf zur Seite, gibt es inzwischen ein dichtes Netzwerk an Sponsoren und Unterstützern, die sowohl finanziell als auch ideell ganz entscheidend den Erfolgen der Düsseldorfer Teams den Boden bereiten.

Diese schnell gefundene Unterstützung in der Düsseldorfer Praxis mündete bereits 2008 in der Entstehung der Düsseldorf Pre-Moot Rounds, organisiert durch die DIS40, den Freundeskreis der Juristischen Fakultät und die DMA. Seitdem ist Düsseldorf selbst zu einem Fixpunkt der internationalen Vis-Moot-Court-Gemeinde geworden und bietet kurz vor dem großen Finale in Wien die Chance für einen letzten Test – und natürlich die Gelegenheit zum ausgelassenen Feiern von Wettbewerb und Teams. In diesem Jahr feierten die Düsseldorf Pre-Moot Rounds, die sich mittlerweile zu einer festen Größe in der immer größer werdenden Landschaft an Pre-Moots entwickelt haben, ihr zehnjähriges Jubiläum.